Stefan Scholl
Jahrgang 1962, studierte Geschichte, Slavistik und Politikwissenschaften, absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München, arbeitete als Sportreporter für die Wochenpost und als Moskau-Korrespondent für Die Woche. Heute lebt er als freier Autor in Sibirien und schreibt u. a. für Facts, Merian, McK-Wissen und das SZ-Magazin.
Schwer erziehbare Teenager, an denen Sozialarbeiter und Jugendämter gescheitert sind, werden zur Besserung ins Ausland verschickt. „ISE“ – „Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung“ heißt das Zauberwort. Russlandkorrespondent Stefan Scholl gibt anschauliche Einblicke in den deutschen Erziehungskampf im tiefsten Sibirien.
Es sind Deutschlands schlimmste Kinder. Aufgewachsen in kaputten Familien, in Jugendheimen, auf Bahnhofsklos, in psychiatrischen Anstalten, verprügelt, vergewaltigt und immer wieder davongelaufen. Kindliche Lügner, Diebe, Rufmörder oder Drogendealer. In Deutschland sind sämtliche Erziehungsinstanzen an ihnen gescheitert, jetzt sind sie in der sibirischen Taiga gelandet, für ein Jahr, zusammen mit jungen deutschen Pädagogen, die wieder gesellschaftsfähige Menschen aus ihnen machen sollen.
In arglosen russischen Dörfern entbrennt ein Psychokrieg: Die Erzieher kämpfen um das Vertrauen der Kinder. Die Kinder bekämpfen die Erzieher. Ein Kampf zwischen Liebe und Hass, Hoffnung und Verzweiflung. Ein deutsches Drama im bitterkalten, bettelarmen Sibirien, vor einem staunenden Publikum, das tagtäglich einen ganz anderen Kampf kämpft: um Brot und um die Zukunft seiner Kinder.
Der Russlandkorrespondent Stefan Scholl ist als Berichterstatter nach Sibirien gekommen. Und muss sehr schnell lernen, dass weder der russische Überlebenskampf noch der deutsche Beziehungskrieg bloße Zuschauer duldet.